Ich finde es riesig, dass sich immer mehr Menschen ernsthafte Gedanken über „artgerechte Haltung“ machen. Hühner sollen unter freiem Himmel scharren können. Unsere Wurst und das Schnitzel in unserer Pfanne soll von Ferkeln kommen, welche bis zu ihrem vorzeitigen Ableben draussen herumtollen und sich in echtem Schlamm suhlen durften. Unser Steak soll von auf grünen Wiesen frei grasenden „glücklichen“ Rindern stammen. Also keinesfalls von irgendwelchen armen Viechern, die ihr ganzes Leben nur in irgendwelchen zubetonierten und vergitterten Mastbetrieben dahin vegetieren mussten und deren jäher Tod in einem unserer unzähligen Schlachtbetriebe dann durchaus als Befreiung deklariert werden kann.
Eine sehr schöne Entwicklung, wirklich, und ich sehne mit ganzem Herzen den großen Tag herbei, an dem auch der letzte „Fleischproduzent“ seinen Betrieb wegen mangelnder Nachfrage endgültig dicht macht.
Genauso interessant ist in Bezug auf „angerechte Haltung“ aber auch die Thematik, inwieweit wir selbst denn „artgerecht“ leben? Das ist witzig, diese Fragestellung höre ich nie! „Wie artgerecht leben wir Menschen hier in der „zivilisierten“ Welt des 21. Jahrhunderts?“ Denn betrachten wir die „Maschine“ homo sapiens sapiens etwas genauer, beziehungsweise erinnern uns noch vage an unseren Biologie- Unterricht, so ist das Design sowie seine Funktion ganz klar auf das Jagen und Sammeln ausgerichtet. Das war ja auch über viele Jahrtausende hinweg die Lebensgrundlage unserer direkten Vorfahren. Gut, ab und zu auch mal ein bisschen Nachwuchs produzieren, die eine oder andere Keilerei mit einem Nachbars- Clan, aber immerhin, auch hierbei handelte es sich ja durchaus immer noch um körperliche Ertüchtigung. Auch der spätere Ackerbau und die Anfänge der Industrialisierung waren immer noch sehr stark geprägt von intensiver, physischer Arbeit. Erst in den letzten hundert Jahren haben Maschinen begonnen, diese Arbeiten immer mehr und mehr für uns zu erledigen.
Leider hat das unsere „Maschine“ noch nicht kapiert. Das ging ganz einfach zu schnell für uns! Glaubt man den Zahlen, so sind über 80 Prozent aller Krankheitsbilder in unserer Zivilisation direkt oder indirekt auf akuten Bewegungsmangel, also „nicht artgerechte Haltung“ zurück zu führen. Tendenz steigend.
Hmm, das sollte uns zu denken geben…oder vielleicht etwas treffender formuliert…das sollte uns bewegen ;-)
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