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  • AutorenbildStephan Medem

Alles nur Schall und Rauch?

Ich bin heute wieder auf Instagram unterwegs gewesen. Gehört zum Job. Aber irgendwie beginnt mich diese Plattform immer mehr und mehr zu nerven. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich herausgefunden habe, was genau es ist, das mich an „new Media“ momentan stört. Nun, es hat damit zu tun, dass ich ganz eindeutig schon sehr „old school“ bin. „Old school“, weil ich 1960 geboren bin…mit der entsprechenden, zeitgenössischen Bildung. Da gab es in unserem Vokabular noch Begriffe wie „Blender“, „Prahler“, „Großkotz“, „Schaumschläger“ oder „Hochstapler“, in Englisch den „Bluffer“. Das „bluffen“ hat bei einigen Spielen wie beim Poker sicherlich auch heute noch eine wichtige Bedeutung: Zum Beispiel wenn man seinen Gegenspielern gerne vorgaukeln will, dass man richtig tolle Karten in seiner Hand hält, in Wahrheit aber nur eine Hand voller Luschen und Nieten hat. Anyway, diese „Blender“ oder „Hochstapler“ wurden damals aber nicht wirklich sonderlich geliebt, weil sie halt die Wahrheit immer nach ihrem eigenen Gusto verdreht haben und dem Rest der Welt irgendetwas vorgegaukelt haben. Also neudeutsch auf ganz „dicke Hose“ gemacht haben und bei näherem Hinsehen hat sich dann meistens herausgestellt, dass alles eben nur Schall und Rauch war. In der „dicken Hose“ eigentlich nur ein armes, einsames, kleines Ego steckte, welches sich einfach aufplustern musste um wahrgenommen zu werden. Und genau das ist der Punkt, welcher mir an unseren sozialen Medien so arg stinkt. Auf der einen Seite wird sich darüber aufgeregt, dass uns VIP’s, Medienanstalten und Politik-Prominenz permanent mit „Fake“ Neuigkeiten veräppeln, aber auf der anderen Seite keiner von uns davor zurück zu schrecken scheint, genau das Gleiche zu tun. Wir machen einfach einen kleinen Weekend-Meditations-Workshop auf einem netten Bio-Bauernhof, schiessen dabei fleißig ein paar hübsche Selfies, verfeinern das Ganze mit einigen schönen Landschaftsbildern und ein paar geklauten Zitaten von Gandhi oder Buddha und schon ist die Life-Story verkaufsbereit. Wir betätigen uns ab jetzt als Yoga- und Wellness-Trainer…vielleicht auch gleich noch als Ayurveda- und Lifestyle Beraterin…Esoterik-Guru …Paartherapeutin. Wir hauen einfach regelmäßig neu inszenierte Selfies, Nature-Shots und abgekupferte Zitate raus und mit etwas Geduld generieren wir schon irgendwann unsere Fangemeinde, die “follower“.Die gleiche Strategie lässt sich natürlich für jedes x-beliebige Produkt anwenden, egal, ob ein „Work-out“, ‘ne neue Diät, ein Coaching, ein veganer Kochkurs oder Beauty-Tipp zu verkaufen ist. Die Technik des Blendens, Hochstapelns, „Bluffs“ oder „Fakes“ wird zwar nach aussen als verwerflich und unethisch gescholten und ganze Bevölkerungsschichten geraten aufgrund von „fake News“ etwa von Virologen oder Präsidenten tagein tagaus in Rage und hämmern auf ihren medialen Kriegstrommeln. Aber hey, Hand auf’s Herz, machen wir es nicht alle genauso? Schönheits- OP, Photoshop, Haarverlängerung, Plastikfingernägel, geklaute Contents…zurecht getrimmte Lebensgeschichten und Photo- Stories. Ist das nicht alles auch nur „fake“? Jedes Kind kann heute auf seinem Handy mit ein paar Handgriffen ein bescheidenes Bild richtig großartig aussehen lassen. Das hat sich seit meiner Jugend wirklich drastisch verändert. Was sich nicht geändert hat: Hinter vielen dieser „Stories“ stecken nach wie vor die gleich armen, einsamen, kleinen Egos.

Einigen von ihnen würde ich echt liebend gerne dabei helfen ihr Leben mit wirklichem, ehrlichem Content zu bereichern.


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